Musstest du schon einmal eine Gruppe leiten, in der Streit, Reibereien und Unzufriedenheit den normalen Ablauf eines Trainings oder einer anderen Aktivität verhindert haben?

Hast du jemals über die Faktoren nachgedacht, die eine Gruppendynamik beeinflussen?

Lies dir diesen kurzen Text durch, in dem beschrieben wird, welche Faktoren die Dynamik der Gruppe beeinflussen. Der Text enthält einige Vorschläge darüber, wie du mit schwierigen Situationen umgehen kannst, die auftreten können.

Wenn eine Gruppe zusammengesetzt wird, ist es wichtig, bestimmte Faktoren zu berücksichtigen, die ihre Dynamik beeinflussen.

Dies gilt umso mehr für Schulungsaktivitäten mit Erwachsenen. Sie sind Träger sehr unterschiedlicher Hintergründe, Erfahrungen, Bildung, Geschlecht und Kultur.

Das Wissen um die Faktoren, die Gruppendynamiken beeinflussen, hilft uns zu verstehen, was vor sich geht. Und wenn möglich auch einzugreifen, um die Interaktion zwischen den Mitgliedern zu verbessern. So erreichen wir die Schaffung von Zusammenhalt, Austausch und Respekt. Diese sind die Grundlagen für ein erfolgreiches Funktionieren der Gruppe.

Als Moderator:in musst du dir darüber im Klaren sein, wer teilnimmt. Und wie Kultur, Geschlecht, Macht, Status oder Emotionen, die Teilnahme und Interaktion innerhalb einer Gruppe beeinflussen können. Dies ist besonders wichtig, wenn die Gruppe, die du bildest, multikulturell ist oder wenn du selbst aus einer anderen Kultur stammst als die Mehrheit der Teilnehmenden.

Die folgenden Faktoren beeinflussen die Art und Weise, wie die Gruppenmitglieder während des Trainings interagieren.

Kultur

Die Kultur beeinflusst, wie Geschlecht, Macht, Status oder Emotionen in einem sozialen Umfeld zum Tragen kommen. Der/die Moderator:in wird versuchen, kulturelle Normen zu respektieren und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Teilnehmenden wohlfühlen. Du solltest aber auch versuchen, bestimmte kulturelle Aspekte aufzubrechen (wie z.B. die Bildung von Arbeitsgruppen, die aus Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten bestehen). Als Moderator:in, der/die in anderen kulturellen Kontexten arbeitet als deinen eigenen, solltest du versuchen, Kleiderordnungen und Vorschriften für die soziale Interaktion zu respektieren.

Geschlecht

Verschiedene Kulturen haben spezifische Rollen für die Geschlechter. Das Geschlecht bezieht sich auf Rollen, die Männern und Frauen gesellschaftlich und kulturell zugewiesen werden. Heutzutage wird jedoch das Geschlecht nicht nur durch die biologischen Gegebenheiten eines Menschen festgelegt. In manchen Umgebungen verbieten kulturelle Vorschriften den Frauen, in einem sozialen Umfeld zu interagieren, wo es Männer gibt. Andere Probleme können mit kulturellen Vorschriften zusammenhängen in Hinsicht auf die Art und Weise, wie Frauen zur Diskussion beitragen oder auf die Häufigkeit ihrer Beiträge.

Es ist als Moderator:in wichtig, dass du dir darüber im Klaren sind, wie das Geschlecht die Weise beeinflusst, wie Frauen und Männer teilnehmen. Die Übungen, die du auswählst, dürfen nicht gegen kulturelle oder geschlechtsspezifische Normen verstoßen, z.B. dass Frauen und Männer sich nicht berühren dürfen. In manchen Fällen kannst du eine Übung so anpassen, dass diese Normen erfüllt werden (z.B. indem du bei den Übungen, die körperliche Interaktion erfordern, Paare bildest, in denen ein Mann mit einem anderen Mann und eine Frau mit einer anderen Frau zusammenarbeiten).

Macht

Macht zeigt sich im Bereich der Ausbildung in verschiedenen Formen. In Hinsicht auf die Gruppendynamik neigen einige Menschen dazu, die Führung zu übernehmen während andere Teilnehmenden folgen. Oder wiederum dominieren andere Personen die Diskussion, indem sie die restlichen Teilnehmenden unterbrechen, laut oder oft sprechen. Es ist deine Aufgabe als Moderator:in, dafür zu sorgen, dass alle Teilnehmer:innen die Möglichkeit haben, sich einzubringen und sich wohl zu fühlen. Dabei können verschiedene Aktivitäten (die die Gruppendynamik stärken) oder Hilfsmittel (die eine umfassende Beteiligung aller sicherstellen) dir gut helfen. So wird eine positive Atmosphäre geschaffen und aufrechterhalten, in der sich alle wohl fühlen.

Status

Kulturell unterschiedliche Gruppen haben auch unterschiedliche Wege, um Status zu messen. Mögliche Indikatoren für Status, Kaste oder Klasse sind: Bildungsniveau, familiäre Bindungen, politischer oder wirtschaftlicher Einfluss und Besitz von Land oder anderem Eigentum. In manchen Fällen fühlen sich Personen, die einer niedrigen sozialen Schicht angehören, nicht ganz wohl bei Personen, die einem höheren Status angehören. Während in anderen Situationen auch das Gegenteil der Fall sein kann. Oft sind die Teilnehmenden davon überzeugt, dass die Moderator:innen einer höheren sozialen Schicht angehören und "unterordnen" sich deshalb. Als Moderator:in musst du dir der Wahrnehmung von vermeintlichen sozialen Unterschieden oder tatsächlichen sozialen Unterschieden bewusst sein. Aber du musst auch darauf achten, dass du in deiner Rolle als Moderator:in nicht den Eindruck erweckst oder verstärkst, dass Personen aus höheren sozialen Schichten mehr Rechte haben.

Emotionen

Auch beim Ausdruck von Emotionen unterscheiden sich die Menschen sowohl individuell als auch kulturell. Einigen Personen ist es nicht peinlich, eine intensive Emotion auszudrücken (z.B. weinen, um Trauer oder Wut zu zeigen), während andere nicht dazu in der Lage sind. In manchen Kulturen sind Auseinandersetzungen oder intensive Emotionen kein Zeichen einer negativen Auffassung, sondern vielmehr Äußerungsformen, die Interesse und Beteiligung an einer Diskussion oder einem Gespräch zum Ausdruck bringen. Es ist wichtig, dass du dich als Moderator:in im Angesicht unterschiedlicher Emotionen wohlfühlst, damit du während der Schulung mit den Emotionen, die die Teilnehmenden möglicherweise empfinden, gut umgehen kannst.

Referenz: http://www.caritasroma.it/wp-content/uploads/2016/11/sezione3.pdf