Kursthemen
-
Willkommen zum Online-Kurs „Digitale Bildung ohne Ausgrenzung" (DigiEdu4all)
Dieser Online-Kurs für Pädagog:innen führt in 6 Modulen durch verschiedene Themen von Digital Citizenship bis zu diskriminierungssensiblem Unterricht - auf der Suche nach inklusiveren Antworten für die Bildungsarbeit mit digitalen Tools, insbesondere für die Arbeit mit Lernenden ab etwa 10 Jahren.
Dauer: 2 - 3 Stunden pro Modul
Weitere Tools finden Sie auf der digitalen Plattform des Eramus+-Projekts DigiEdu4all.
-
Willkommen im fünften Modul.
Hier erfahren Sie wie- mögliche Barrieren und Ängste der Eltern überwunden werden
- Eltern zur Unterstützung in das Team aufgenommen werden können
-
Dieses Modul konzentriert sich einerseits auf die Analyse der Erwartungen von Lehrkräften zum elterlichen Engagement und stellt andererseits Werkzeuge zur Verfügung, um Eltern dabei zu unterstützen, die Erwartungen von Lehrkräften zu erfüllen, um diskriminierende Muster in ihrer Kommunikation zu vermeiden. Elterliches Engagement ist wichtig, um sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken und vor allem ressourcenarmen Eltern müssen hier Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Um dies zu berücksichtigen, müssen Eltern/Familien mit unterschiedlichen Bedürfnissen berücksichtigt werden. Diese Bedürfnisse können sich aus Situationen ergeben, die durch Migration, Beeinträchtigung oder geringe sozioökonomische Ressourcen verursacht werden. Dieser Kurs versucht, die unterschiedlichen Situationen zu berücksichtigen.
-
TEDTalk: Building Relationships Between Parents and Teachers (11:01 Min) [1]:
(aus Sicht einer Lehrerin und Mutter)Das Video ist nur auf Englisch verfügbar. Untertitel können auf YouTube eingeschaltet werden.
-
Einige Möglichkeiten, Türen zu öffen und somit den Kontakt zu erleichtern
Eltern mit Migrationshintergrund sind im Rahmen der regulären Elternarbeit schwieriger zu erreichen. Hier sind ein paar Möglichkeiten, sich ihnen leichter zu nähern:
Repräsentation kultureller Vielfalt in der Institution Schule: Die Einrichtung signalisiert Familien mit Migrationshintergrund und der Öffentlichkeit, dass Menschen mit unterschiedlichen familiären Hintergründen (auch als Mitarbeiter:innen) willkommen und anerkannt sind: Sie sind hier nicht nur Gast, sondern es handelt sich hier um Ihre Einrichtung, fühlen Sie sich willkommen! Eine solche Öffnung hängt von bewussten symbolischen Zeichen ab; diese müssen aber mit einer konkreten Regeln für die Eltern verbunden sein.
Für diese Art Türen zu öffnen, gibt es verschiedene symbolische Darstellungsformen, z.B. mehrsprachige Türschilder oder kulturelle Symbole auf Flyern und Plakaten. Die grundlegende Botschaft hier ist einfach: „Schön, dass Sie hier sind!“
Der Zugang erfolgt über möglichst viele Kanäle. Empfehlenswert ist ein direkter mündlicher Kontakt, möglichst in der Muttersprache. Eine Kontaktperson mit Migrationshintergrund oder andere Schlüsselpersonen von Migrationsorganisationen können unterstützend wirken bei der Kontaktaufnahme.
Bereits die Wahl der Vorgehensweie entscheidet darüber, ob Elternarbeit die Familien mit Migrationshintergrund erreicht. Direkte, persönliche und schlicht formulierte Informationen werden oft bevorzugt.
Diskretion und ein sensibler Umgang mit Informationen über das Kind oder die Familie können wichtig sein, da beispielsweise in traditionell muslimischen Familien viel Wert auf die Meinung der Mitmenschen gelegt wird.
Zusammenarbeit mit Schlüsselfiguren ist wichtig! Schlüsselpersonen können Migrant:inneneltern, Vertreter:innen eines Migrant:innenvereins etc. sein. Diese Schlüsselpersonen werden aktiv in die Kontaktaufnahme oder in die Durchführung von Angeboten eingebunden.
Es ist wichtig, verschiedene Wege/Mittel der Kommunikation auszuprobieren. Finden Sie gemeinsam mit der Gruppe heraus, mit der Sie arbeiten, was am besten zu Ihnen passt.
Manche Migrant:innen sprechen zum Beispiel sehr gut auf schriftliche Informationen in einfacher Sprache an.
Kündigen Sie Einladungen mehrmals an. Es bietet sich an, die Zielgruppen kurz vor einer Veranstaltung anzurufen und kurzfristig noch einmal an den bevorstehenden Elternabend zu erinnern, gerne auch per SMS oder Whatsapp.
Wenn Sie Ausdauer, Beharrlichkeit und Interesse zeigen, könnten Ihnen das letztendlich Türen öffnen. -
Barrieren für Eltern aus sozial schwachen Familien und / oder mit Migrationshintergrund
- fehlender muttersprachlicher Kontakt und keine Vertrauten
- Sprachbarrieren
- unpersönlicher, förmlicher Kommunikationsstil unter den Mitarbeiter:innen
- problemorientiertes Vorgehen und Angst vor Stigmatisierung
- Angst vor staatlicher oder öffentlicher Kontrolle
- Mangel an Wissen über das Bildungssystem
- Mangel an Traditionen in der Herkunftskultur
- Beratungs- und Weiterbildungsangebote sind selten
- schlechte Erfahrungen mit der Schulbildung
- häufige Erfahrung, missverstanden zu werden
Um eine gute und vertrauensvolle Kommunikation mit den Eltern zu fördern, sollten Sie sich möglicher Hindernisse bewusst sein, die Eltern spüren, wenn sie mit der Schule ihrer Kinder in Kontakt treten. -
ReflexionsaufgabenEltern mit Migrationshintergrund – was wissen wir wirklich über sie?Lesen Sie dies und reflektieren Sie Ihre eigene Denkweise.Missverständnisse können zu Vorurteilen führen.
Eine türkische Mutter war der Meinung, dass die Mütter, die regelmäßig mit der Pädagogin an der Tür sprachen, Freundinnen von ihr seien. Oder: Die umgesiedelte, russischsprachige Mutter schob ihr Kind monatelang schweigend in den Kindergarten, ohne ihn jemals zu betreten, um ihre Akzeptanz gegenüber den Pädagog:innen auszudrücken. Aus ihrem kulturellen Verständnis heraus wäre ein Gespräch an der Tür mit der Gruppenleitung ein Ausdruck von Zweifeln an der Fachkompetenz und Glaubwürdigkeit der Pädagog:innen gewesen. Die staatliche oder kirchliche Einrichtung übernimmt „ab dem Moment, in dem es den Raum betritt“ die Verantwortung für das Kind und der Institution muss vertraut werden.
Das eigene Kind in einem fremden Land so in der Betreuungseinrichtung zu übergeben, war also eine Respektsbekundung, die viel Mut erforderte.
Und was ist mit uns, den Pädagog:innen? Wir sagen schnell, dass diese Eltern kein wirkliches Interesse an dem Kind zeigen, sich nicht engagieren oder gar nicht integrieren wollen. Einen Perspektivenwechsel wagen und Vorurteile zu überprüfen, könnten sich wahrlich lohnen (www.bernergesundheit.ch).Was ist Ihre persönliche Erfahrung? Teilen Sie die Ergebnisse mit Kolleg:innen.
Können Sie sich mit einer dieser Standpunkte identifizieren?Erinnern Sie sich an ähnliche Situationen? -
Gender-Aspekte des elterlichen Engagements
Bei der Recherche zum Thema Elternarbeit wird schnell klar, dass Elternengagement eigentlich Engagement der Mütter bedeutet
Die Kunst, Väter einzuladen
- Sprechen Sie die Väter bewusst und explizit an. Dies kann bedeuten, eher über Mütter und Väter als über Eltern zu sprechen.
- Erwähnen Sie in der Einladung deutlich, dass mit möglichst vielen Vätern zu rechnen ist.
- Erwähnen Sie explizit das Thema der Rolle der Väter.
- Achten Sie bei der Bildauswahl darauf, dass beide Geschlechter vertreten sind.
- Beauftragen Sie nicht nur Frauen als Kursleiter:innen und Referent:innen.
- Väter ansprechen / einladen
- Wichtig ist auch herauszufinden, zu welchen Zeiten auch Väter teilnehmen können.
- Eine vorübergehende Aufteilung in gemischtgeschlechtliche Gruppen kann einen geschützten Raum schaffen, in dem sich Männer und Frauen nicht vor dem anderen Geschlecht schämen müssen.
- In Bezug auf die Kursgestaltung und die verwendeten Methoden - eine
´männerfreundliche´ Kursgestaltung ist sinnvoll. - Erfahrungsgemäß öffnen sich Väter dem Event mehr, wenn vertraute und distanzierende Mittel wie die Nutzung von Tischen und Stühlen (anstatt einer Sitzgelegenheit) und Stühlen (anstatt eines Sitzkreises auf dem Boden) zum Einsatz kommen. Fördern Sie am Anfang ein Gefühl der Sicherheit.
- Veranstaltungen sollten mit dem Job und den Arbeitszeiten leicht vereinbar sein.
- Nach Möglichkeit sollten auch männliche Lehrkräfte im Team sein.
- Sprechen Sie die Väter bewusst und explizit an. Dies kann bedeuten, eher über Mütter und Väter als über Eltern zu sprechen.
-
A Parent's Wishes for His Child´s Teacher's (16:15 Min) [2]:
(dieser Vater ist auch ein Lehrer)
Das Video ist nur auf Englisch verfügbar. Untertitel können auf YouTube eingeschaltet werden.
-
Aufgabe 5:
Analysieren Sie die Situation in Ihrer Klasse/Schule. Wie oft kommen Väter zu Elternsprechtagen oder Gesprächen über ihre Kinder? Haben Sie sich nach einem Treffen mit Migrant:inneneltern schon einmal über etwas geärgert oder gehört, wie sich Kolleg:innen über bestimmte Dinge ärgern?
Wenn Sie hier Verbesserungspotenzial sehen, dann versuchen Sie, die Väter in der nächsten Einladung explizit mit den genannten Tipps anzusprechen oder bringen Sie das Thema bei der nächsten Lehrer:innenkonferenz auf den Tisch und überlegen Sie, wie Sie mit kulturellen Unterschieden besser umgehen können. -
Quellen
[1] TEDx-Gespräche. (2013, 7. November). Beziehungen zwischen Eltern und Lehrern aufbauen: Megan Olivia Hall bei TEDxBurnsvilleED [Video]. Youtube. https://www.youtube.com/watch?v=kin2OdchKMQ[2] TEDx-Gespräche. (2013a, 8. Juni). Die Wünsche eines Elternteils für die Lehrer seines Kindes: Chris Kennedy bei TEDxWestVancouverED [Video]. Youtube. https://www.youtube.com/watch?v=CzvrDkzKyl8
- mögliche Barrieren und Ängste der Eltern überwunden werden