Kursthemen

  • Lernen Sie die Begrifflichkeiten in der Diskussion zu rassismuskritischer Bildungsarbeit kennen. Finden Sie Anregungen für Ihr Verständnis von rassismuskritischer Medienarbeit.
  • Rassismus

    Definitionen:

    «Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.» (Memmi, 1987, S. 164)

    «Rassismus» bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt (Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. 2020, o.S.).

    Interview mit Tahir Della von der Initiative schwarze Menschen Deutschland e.V.



    Interview mit Paul Mecheril. Rassismus erklärt den Begriff Rassismus und grenzt ihn von Begriffen wie Fremdenfeindlichkeit und Xenophobie ab:


    Weitere Videos und Links:
    Erklärvideo: Die Entstehung von Rassismus
  • Kulturrassismus

    Statt „Rasse-Konstruktionen“ dienen hier Kultur oder Religion als Unterscheidungskriterium (Bsp.: Antimuslimischer Rassismus).

    • Kultur fungiert darin als Platzhalter für "Rasse"
    • Statt auf körperliche Unterschiede bezogene Beschreibungen werden auf Kultur oder Religion bezogene Unterschiede betont oder inszeniert.
    • Unterschiedliche kulturelle oder religiöse Traditionen werden als unvereinbar dargestellt.
    • Kulturen oder kulturelle Traditionen werden unterschieden und hierarchisiert.
    • Der neue, postkoloniale Rassismus ist ein "Rassismus ohne Rassen", also eine Herrschaftspraxis, die rassistisch wirksam ist, ohne explizit auf das Rasse-Konzept zurückzugreifen. 

  • Antimuslimischer Rassismus/Islamophobie


    • Oft werden die beiden Begriffe synonym verwendet. Kritiker*innen sagen, dass Islamophobie eher verharmlosend wirke weil es die Angst vor dem Islam oder vor Muslim*innen bezeichnet.
    • Seit dem 11.9.2001 verbreitete sich jedoch tatsächlich auch die Islamophobie weil oft nicht zwischen Islamismus (= muslimisch begründeter Funtamentalismus),  dem islamistischen Extremismus oder Terrorismus und dem Islam als Weltreligion unterschieden wird. 

  • Alltagsrassismus

    • Bezeichnet sowohl eine „individuell praktizierte, subtile, schwer erkennbare Form von Rassismus in Alltagssituationen“ als auch eine „Handlungspraxis in Institutionen, Strukturen und Diskursen“ (Mecheril & Melter, 2010, S. 158).
    • Verschiedene Formen von Alltagsrassismus zeigen sich auf mehreren Ebenen (diskursiv, institutionell, persönlich), wirken ineinander und sind alltäglich und irgendwie „normal“.

    Alltags-Rassismus begegnet uns überall und alle kulturellen Elemente können Träger rassistischer Botschaften sein (Plakate, Witze, Begriffe, Lieder, Graffity oder Wand-Schmierereien, Kommentare in Online-Foren, Unterrichtsmaterialien, Filme...)

    SWR-Dokumentation: Wegen Hautfarbe, Religion, Kultur - Rassismus gehört für viele Menschen zum bitteren Alltag

     



  • Institutioneller Rassismus

    • „Institutioneller Rassismus zeigt sich in Gesetzen, Erlassen und der Praxis der Mitarbeiter/innen von Behörden sowie staatlichen und privaten Institutionen und Organisationen“ (Mecheril & Melter, 2010, S. 154). 
    • Findet nicht zwischen Personen statt, sondern bezeichnet in Institutionen vorherrschende Praktiken welche Mehrheitsangehörige unhinterfragt privilegieren.
    • Es wird nicht „der Rassismus“ institutionalisiert, sondern die Unterschiede, die gemacht werden und durch die Personen auf bestimmte Rollen festgeschrieben werden.


    Interview: Daniel Gayamera


    Vortrag Paul Mecheril: Alles bleibt anders. Kämpfe um die (Pädagogik) in der Migrationsgesellschaft


  • Rassismuskritische Perspektive

    Grundzüge einer rassismuskrtischen Perspektive

    • „Reflexion und Modifikation bildungsinstitutioneller Prozesse und Strukturen 
    • Rassismuskritische Performanz 
    • Handeln gegen Rassismus stärken 
    • Vermittlung von Wissen über Rassismus 
    • Thematisierung von Zugehörigkeitserfahrungen 
    • Reflexion rassistischer Zuschreibungsmuster 
    • Dekonstruktion eindeutiger Unterscheidungen“ 
    • (Mecheril & Melter, 2010, S.173)

    Was bedeutet es konkret, eine rassismuskritische Perspektive einzunehmen?

    • Rassismus darf nicht zum Problem Einzelner gemacht werden!
    • Keine Angst vor dem Thema! 
    • Es geht nicht darum, Rassist*innen zu entlarven, sondern gemeinsam rassistische Strukturen und Wissensbestände aufzubrechen.
    • Bildungsinstitutionen und die dazugehörenden Strukturen beleuchten, und herausfinden, ob sie Unterscheidungspraxen fördern und damit Gefahr laufen, Rassismen zu reproduzieren.

    Im Bereich Schule:

    • im schulischen Kontext verwendete Sprache und diskursive Elemente (Schulbücher, Filme, Unterricht...) dahingehend zu überprüfen, ob stereotype Darstellungen, auf rassistischen Bildern basierende Zuschreibungen oder andere Arten der herabsetzenden Differenzierung vorliegen.
    • sich immer wieder erneut zu fragen, ob strukturelle Unterscheidungspraxen (SPF, Leistungsgruppen, Sprachklassen, Religionsunterricht) tatsächlich nötig sind oder vermeidbar wären - auch wenn sie didaktisch oder schulorganisatorisch gut begründet werden können.

    Vortrag von Tupoka Ogette Tupoka Ogette: Exit Racism - Warum rassismuskritisch Denken lernen wichtig ist (1/2) 


    Vortrag von Claus Melter zum Thema Kolonial-, integrations- und rassismuskritische Migrationspädagogik im Vergleich 


  • Videos zum Thema Migration aus dem Projekt CiakMigrACTION

          

  • Migration und Medien

    Migration ist und bleibt ein sehr komplexes Thema, das medial oft sehr vereinfacht dargestellt wird. Das führt zu einer Vertrauenskrise in die Medien. Es wird viel über, aber wenig mit MigrantInnen berichtet. Und obwohl es der österreichischen Bevölkerung gut geht, wird Migration als Herausforderung gesehen. 

    Weitere Infos zur Studie finden Sie hier:
    „Wahrnehmung, Stereotype und Wissenslücken bei EU Bürgerinnen und Bürger zu Migration“ - Zusammenfassung für Österreich der Studie


  • Rassismuskritische Medienarbeit

    EMPFEHLUNGEN FÜR JOURNALISTINNEN UND MEDIEN zur Berichterstattung über Migration

    STÜTZEN SIE SICH AUF TATSACHEN

    Wer sich in der Berichterstattung auf Daten, Infografiken, Prozentsätze, Umfrageergebnisse und Statistiken aus seriösen Quellen stützt, ermöglicht dem Zielpublikum eine sachgerechte, objektive und faktenbasierte Auffassung der beschriebenen Sachverhalte und wirkt so der Verbreitung von Halbwahrheiten und Fake News entgegen. Auch konkrete Beschreibungen von Situationen aus dem Leben direkt betroffener Personen und persönliche Erfahrungsberichte tragen dazu bei, dem Zielpublikum ein umfassendes Verständnis von Sachverhalten zu vermitteln und nachvollziehbar zu machen.

    Das vorliegende Dokument ist zur Verteilung an JournalistInnen, MedienaktivistInnen, junge Menschen und Organisationen von MigrantInnen gedacht und soll im Rahmen des Projekts Ciak MigrACTION weiterentwickelt werden.

    VERWENDEN SIE RECHTLICH DEFINIERTE BEGRIFFE

    Verwenden Sie die Begriffe des nationalen und internationalen Rechts , wenn

    Sie über den Rechtsstatus von MigrantInnen berichten; halten Sie sich beispielsweise an die Definitionen, die im Glossar der Charta von Rom angeführt sind, und vermeiden Sie verallgemeinernde Zuschreibungen.

    KEINE ENTMENSCHLICHENDE SPRACHE

    Vermeiden Sie bei der Berichterstattung über MigrantInnen und Migration Metaphern, die Migrationsbewegungen von Menschen mit Naturphänomenen oder unvorhersehbaren Ereignissen vergleichen, wie etwa „Flut“, „Ströme“, „Wellen“ usw. Migrationsbewegungen sind keine Naturkatastrophen. Sie haben spezifische Ursachen, die von den Medien untersucht und analysiert werden sollten, um verlässliche Informationen bereitzustellen und für mehr öffentliches Bewusstsein zu sorgen.

    MIGRANTINNEN EINE STIMME GEBEN

    Oftmals wird über MigrantInnen berichtet ohne diese zu Wort kommen zu lassen. Versuchen Sie stattdessen sie als von Migrationsthemen direkt betroffene zu Wort kommen zu lassen, ihre Ansichten zu äußern, und über ihre Erfahrungen zu berichten. Versuchen Sie außerdem MigrantInnen auch bei anderen gesellschaftlich relevanten Fragen und nicht nur in ihrer Eigenschaft als MigrantInnen als Testimonials zu Wort kommen zu lassen und ihnen damit eine aktive und sichtbare Rolle in unserer Gesellschaft zu geben.

    FÖRDERN SIE INFORMIERTE DISKUSSION

    Um die Charta von Rom zu zitieren: „Wann immer möglich, ziehen Sie ExpertInnen und einschlägig mit der Materie befasste Organisationen zu Rate, um der Öffentlichkeit Informationen in einem klaren und umfassenden Kontext zu vermitteln und auch die Ursachen von Ereignissen beleuchten zu können.“

    Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Migration sollte das Wissen über die Komplexität des Phänomens erweitern und keine Polarisierung von Positionen und Ansichten bewirken: Vermeiden Sie zu starke Vereinfachungen, indem Sie etwa nur das Für und Wider darstellen. Zeigen Sie die Vielfalt von Ideen und Sichtweisen.

    KONTEXTUALISIERUNG IST NOTWENDIG

    Berichterstattung sollte auf den lokalen Kontext bzw. die Zielgruppe so abgestimmt werden, dass sie für diese verständlich ist. Verschaffen Sie sich daher einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen und Ebenen eines Themas und verlaufen Sie sich nicht in eventuell zu abstrakten bzw. universellen Verallgemeinerungen, die für Ihre Zielgruppe dann nicht mehr nachvollziehbar sind.

    Der Inhalt dieses Dokuments gibt allein die Ansicht der AutorInnen wieder und liegt in ihrer eigenen Verantwortung.
    Die Europäische Kommission haftet nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen.

    Link zum Download dieser Broschüre

  • Rechtliche Grundlagen

    https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/international-convention-elimination-all-forms-racial

    https://www.bmeia.gv.at/themen/menschenrechte/schwerpunktthemen/kampf-gegen-rassismus-und-diskriminierung/